Das Jahr 2020 hat fast jeden von uns dazu gebracht, sich mehr mit sich selbst auseinanderzusetzen. Wenn man gezwungen ist, zuhause zu bleiben, seine Kontakte zu beschränken und im besonderen Maß seine normalen Tätigkeiten massiv einzuschränken, bleibt die Frage womit man sich noch beschäftigen kann, in der Freizeit die man hat.

Soziale Medien sind seit Jahren Plattformen auf denen viel Zeit verbracht wird. Wie ferngesteuert bewegt sich der Daumen auf das App Icon von Instagram, Facebook und Co. Dass viele Nutzer mehr Zeit auf sozialen Medien verbringen als ihnen lieb ist, ist bereits bekannt. Seit dem iOS Feature, seine Screentime zu überblicken und auch Limits für bestimmte Anwendungen zu setzen, versuchen einige, ihre Social Media Sucht in den Griff zu bekommen, aber schaffen es meist nicht. Das Suchtpotenzial dieser Plattformen ist eines der Dinge, mit den wir uns beschäftigen wollten. Doch viel mehr interessierte uns die Tatsache, wie es sein kann, dass das gesellschaftliche Verständnis über das Business Modell von Firmen wie Facebook, Alphabet und Co. schlichtweg kaum vorhanden ist. Oder schlimmer noch, einfach akzeptiert wird ("daran kann man ja sowieso nichts ändern.") Soziale Medien sind schon lange kein soziales Tool mehr, das dafür sorgt, dass Menschen zusammenkommen, sich austauschen und Momente miteinander teilen. Was sich letztendlich sehr harmlos anhört und auch aus einer harmlosen Idee entstanden ist, ist in den letzten Jahren zu den größten Plattformen für das Sammeln, weiterverwenden und auch dem Missbrauch von persönlichen Daten geworden.

Wir als zukünftige Gestalter sollten uns in der Verantwortung sehen, die Gestaltung und damit auch das Nutzerverhalten solcher Plattformen in neue Bahnen zu lenken. Wir sind uns dessen absolut bewusst, dass die Büchse der Pandora geöffnet wurde, dass Dark Patterns der Grund sind, dass soziale Medien uns Lebenszeit rauben, obwohl wir doch einfach nur lustige Katzenvideos schauen und auch, dass wir uns erstmal an der eigenen Nase fassen müssen.

Für uns bestünde die Aufgabe darin, soziale Medien wieder sozialer, demokratischer und selbstbestimmter zu gestalten. Dark Patterns dürfen nicht der Grund sein, weswegen sich Nutzer auf den Plattformen aufhalten. "Freedom of Speech" sollte nicht der Grund sein, weswegen man auf sozialen Medien hetzen darf und die Algorithmen einen auch noch dafür belohnen, weil man dadurch stark polarisiert und mehr "Engagement" generiert. Mark Zuckerberg sollte nicht Facebook, Instagram UND Whatsapp besitzem dürfen. Demokratische Wahlen sollten nicht durch politische Propaganda und Fake News beeinflusst werden. (insert more problems here)

Es gibt so viele Problemfelder an denen man ansetzen könnte und auch sollte. Dennoch sehen wir uns erst einmal in der Pflicht, diese Problemfelder zu skizzieren. The Antisocial Media ist kein HfG-Projekt im herkömmlichen Sinn. Wir haben kein besseres soziales Medium entwickelt, dass versucht alle Probleme zu lösen. Wir haben nach Problemen gesucht und verschiedene Storytelling Ansätze entwickelt, die sie auf diverse Arten und Weisen beleuchten um sie sichtbar zu machen. Wir wollten nicht die Gestalter sein, die die Menschheit vor dem sozialen Verfall durch Instagram, Facebook und Co. rettet. Wir wollen die Gestalter sein, die euch zum Nachdenken anregen, um euch selbst ein bisschen zu retten.