Das Interesse der B¸rger ist da. Mehr als die H‰lfte der Deutschen w¸rden gerne ihre Behˆrdeng‰nge online erledigen. Aber die reale Nutzungsquote der B¸rger ist r¸ckl‰ufig. Woran liegt es? Oft werden die Formulare und dahinterliegenden Prozesse als komplex und nicht nachvollziehbar wahrgenommen. !!!Hier fehlte die Antwort

Mit 3 Klicks am Ziel vorbei

In den letzten Jahren hat die Verwaltung erkannt, dass es nicht reicht, wenn Online-Angebote rein formalen Kriterien gen¸gen, also rechtssicher und datenschutzkonform sind. Mit dem OZG wird das Thema Nutzerzentrierung gesetzlich verankert. Mit 3 Klicks soll der B¸rger zum Ziel kommen. In Zukunft sollen nutzerfreundliche Formulare die Attraktivit‰t der Verwaltungsangebote st‰rken. Aber wie nutzerfreundlich sind nutzerfreundliche Formulare? Gibt es vielleicht andere und bessere Wege digital mit der Verwaltung zu arbeiten?

Bescheid ohne Antrag

Im Onlinehandel wurde seit langem erkannt, dass Bestellformulare keine gute Idee sind. Die Onlineh‰ndler wissen: Jedes zus‰tzliche Feld im Formular kostet Kunden und somit bares Geld. Daher arbeitet beispielsweise die Fa. Amazon unerm¸dlich daran, Kauferlebnisse so einfach wie mˆglich zu machen. Aktueller Hˆhepunkt ist der Kauf per Sprache. Der n‰chste, gar nicht so unrealistische Schritt w‰re dann die Lieferung der Ware vor dem Kauf. ???ehrlich

Auch in der Verwaltung werden ‰hnliche ‹berlegungen angestellt. Im Projekt ELFE wird gezeigt, wie das Kinder- und Elterngeld alleine durch Mitteilung des Krankenhauses automatisch beantragt werden kˆnnte. Beim Creative Bureaucracy Festival zeigte der Forscher Peter Kuhn (fortiss), wie die Prozesse einer Verwaltung so gestaltet werden kˆnnen, dass ein Teil oder vielleicht sogar alle Formulare entfallen kˆnnten. ???Gibt es hier einen Link?

All diese Gedanken und Ideen beruhen auf der Nutzung von Schnittstellen oder technisch gesprochen APIs (Application Programming Interface). Die Idee ist einfach: Kˆnnen wir das Ausf¸llen der Formulare nicht besser gleich dem Computer ¸berlassen?

ELSTER, oder die erfolgreichste Schnittstelle der deutschen Verwaltung

23 Millionen B¸rger nutzten 2018 die elektronische Steuererkl‰rung ELSTER. Damit ist ELSTER die erfolgreichste App der ˆffentlichen Verwaltung. Aber was macht ELSTER eigentlich so erfolgreich? Sind es die besonders gelungenen Online-Formulare der Steuerverwaltung?

Was viele B¸rger nicht wissen, die meisten Steuermeldungen werden gar nicht ¸ber die Online-Formulare von ELSTER abgewickelt. Eine Anfrage an die Bundesregierung deckt auf, dass zwischen 77% und 94% der Steuerantr‰ge elektronisch ¸ber eine Schnittstelle erfolgen. Diese Schnittstelle zu ELSTER hat den etwas prosaischen Namen ERIC (Elster Rich Client Interface). ERIC ermˆglicht die Bef¸llung der Formulare durch Programme und Apps auflerhalb der Verwaltung.

Es sind also nicht die nutzerfreundlichen Online-Formulare, die ELSTER attraktiv machen, sondern die Kommunikation mit den Finanzverwaltungen durch intelligente Apps f¸r B¸rger, Unternehmen und insbesondere Steuerberater. Von der DATEV ¸ber SAP bis hin zu Wiso gibt es hunderte von Apps und IT-Verfahren, die mit ELSTER teilweise vˆllig lautlos im Hintergrund kommunizieren.

Schnittstellen sind der heimliche Star des Internets

Viele Menschen glauben, dass das Internet aus Webseiten besteht, die durch Google gefunden und von Menschen gelesen werden. Das ist ein Irrtum! Die meisten Inhalte im Internet werden von Maschinen gelesen und an Maschinen ¸bertragen. Nur so wurde der globale Waren- und Dienstleistungsaustausch, den wir heute kennen, ¸berhaupt ermˆglicht. All das wird erreicht durch die oben vorgestellten APIs und Schnittstellen. Schnittstellen bilden die Grundlage f¸r das programmierbare Web und ermˆglichen es, mit ganz unterschiedlichen Benutzeroberfl‰chen auf einheitliche Dienste zuzugreifen. Einfache Dienste, wie Microsoft Flow und IFTTT ermˆglichen es sogar jedermann, vˆllig ohne Programmierkenntnisse, ihre persˆnlichen Prozesse zu automatisieren. Dazu ist kein Programmierer erforderlich, kein IT-Fachmann und keine ˆffentliche Ausschreibung.

Das OZG der offenen Schnittstellen

Stellen wir uns einmal vor, nicht nur die Finanzverwaltung, sondern alle 575 OZG-Leistungen st¸nden nicht nur als Formular, sondern als offene Schnittstellen f¸r B¸rger und Unternehmen zur Verf¸gung. Wir sind sicher: Es w¸rde ein Markt an Lˆsungen entstehen, so dass die Behˆrdenkommunikation dramatisch vereinfacht w¸rde. Die Wohnungsbaugesellschaft kˆnnte ihre Wohnungsgeberbescheinigungen automatisch erstellen. Der Autoh‰ndler die KFZ-Zulassungen automatisch anfordern. Apps, wie das zuvor erw‰hnte ELFE, kˆnnten jetzt unabh‰ngig von B¸rgern und Unternehmen entwickelt werden. Studenten kˆnnten selbst die perfekte BAfˆG Antrags-App entwickeln, von Studenten f¸r Studenten. Und die Verwaltung w‰re von der dr¸ckenden Last befreit, immer wieder neue Formulare zur Antragsstellung zu entwickeln.

Sind APIs ¸berhaupt sicher?

APIs sind Schnittstellen f¸r Maschinen. Formulare sind Schnittstellen f¸r Menschen. Hinter jedem Formular steckt eine technische Schnittstelle. Die im Formular erfassten Informationen m¸ssen ja von einem Programm ausgelesen werden. Es werden also sowohl im Formular als auch in der API identische Daten verarbeitet. Und daher m¸ssen die gleichen Sorgfaltspflichten gelten. Die wichtigere Frage ist nur, wird die dahinter liegende Schnittstelle offengelegt oder nicht.

Offene Schnittstellen als Kˆnigsweg zur digitalen Verwaltung

Wenn die Verwaltung einen Teil ihrer Energie statt in nutzerfreundliche Formulare in offene Schnittstellen investieren w¸rde, w‰re sie die Last los, das perfekte Formular erfinden zu m¸ssen. Ohnehin ist das perfekte Formular ein frommer Wunsch. Die technische Entwicklung schreitet unaufhˆrlich fort und kein Mensch weifl heute, wie die Computernutzung in 5 oder 10 Jahren aussieht.