Einleitung

Worum es geht:

E-Government im Teufelskreis von Angebot und Nachfrage

Das Interesse der Bürger ist da. Mehr als die Hälfte der Deutschen würden gerne die Behördengänge online erledigen. Aber die rechtlichen und technischen Hürden sind so hoch, dass die Nutzungsquote digitaler Angebote rückläufig ist.

Woran liegt es?

Neben dem Datenschutz sind es die Auffindbarkeit und Durchgängigkeit der digitalen Angebote. Oft werden die Formulare und dahinter liegenden Prozesse als komplex und nicht nachvollziehbar wahrgenommen.

Mit 3 Klicks am Ziel vorbei

Mit dem OZG wird das Thema Nutzerzentrierung gesetzlich verankert. Mit 3 Klicks soll der Bürger zum Ziel kommen. Nutzerfreundliche Formulare sollen die Attraktivität der Verwaltungsangebote stärken, aber können sie das wirklich? Und überhaupt, wer sagt eigentlich, was nutzerfreundlich ist oder nicht?

Auch nutzerfreundliche Formulare sind Medienbrüche

Es gibt keine wirklich nutzerfreundlichen Formulare. Selbst das bekannteste Formular der Welt, der Login-Dialog, erzeugt bei vielen Menschen Kopfschmerzen. In der Prozessmodellierung nennt man ein Erfassungsformular auch Medienbruch, weil bekannte und vorliegende Informationen neu erfasst werden müssen. Wie wäre es eigentlich, wenn überhaupt kein Formular ausgefüllt werden müsste? Wie wäre es, wenn die Erfassung auf eine andere vielleicht viel einfachere Art geschehen könnte? Vielleicht sogar ganz ohne Formular?

ELSTER, oder die erfolgreichste Schnittstelle der deutschen Verwaltung

23 Millionen Bürger nutzten 2018 die elektronische Steuererklärung ELSTER. Warum ist ELSTER so erfolgreich? Liegt es an den Online-Formularen der Finanzverwaltung und an der elektronischen Erfassung im Online-Dialog?

Irrtum: Eine Anfrage an die Bundesregierung deckt auf, dass zwischen 77% und 94% der Steueranträge über eine Schnittstelle erfolgen.

Es sind also nicht die nutzerfreundlichen Online-Formulare, die ELSTER attraktiv machen, sondern die Automatisierung und Unterstützung der Kommunikation mit den Finanzverwaltungen durch intelligente Apps für Bürger, Unternehmen und insbesondere Steuerberater.

Schnittstellen sind der heimliche Star des Internets

Viele Menschen glauben, dass das Internet aus Webseiten besteht, die durch Google gefunden und von Menschen gelesen werden. Das ist ein Irrtum, die meisten Inhalte im Internet werden von Maschinen gelesen und an Maschinen übertragen. Nur so ist der elektronische Waren- und Dienstleistungsaustausch, den wir heute haben, überhaupt möglich. All das wird erreicht durch sogenannte APIs. Sie sind die Grundlage für das programmierbare Web und ermöglichen es, mit ganz unterschiedlichen Benutzeroberflächen auf einheitliche Dienste zuzugreifen.

Das OZG der offenen Schnittstellen

Stellen wir uns einmal vor, nicht nur die Finanzverwaltung, sondern alle 575 OZG-Verwaltungsleistungen stünden nicht nur als Formular, sondern als offene Schnittstellen für Bürger und Unternehmen zur Verfügung. Es würde ein Markt an Lösungen entstehen, so dass die Behördenkommunikation deutlich vereinfacht würde. Die Wohnungsbaugesellschaft könnte die Wohnungsgeberbescheinigungen automatisch erstellen. Der Autohändler die KFZ-Zulassungen automatisch anfordern. Apps, wie ELFE könnten von Bürgern und Unternehmen entwickelt werden. Studenten könnten selbst die perfekte BAföG Antrags-App entwickeln. Und die Verwaltung wäre von der drückenden Last befreit, immer neue Formulare zur Antragsstellung zu entwickeln.

Aber sind Schnittstellen nicht unsicher?