Wenn man Kinder beobachtet, lässt sich deren Intuition fast mit den Händen greifen. Kinder wissen ganz genau, wen sie gerne mögen, wen sie „riechen“ können und wen sie doch besser meiden sollten. Sie verleihen dem Gefühl durch ihre Handlungen und Taten auch bedeutungsvollen Ausdruck (vgl. Markovicova 2018). Man kann deutlich beobachten, dass sie ihr Herz förmlich auf der Zunge tragen. Leider ist es oft so, dass sie für ihre intuitiv getätigten Entscheidungen meist kein Lob oder gar Anerkennung erhalten. Ganz im Gegenteil, stattdessen wachsen sie mit Ermahnungen auf und werden dadurch getrimmt, mehr aus dem Verstand als aus dem Herzen zu agieren. Die Intuition und Herzensstimme müssen natürlich verkümmern, statt das man sie zu wahren Stärken ausbaut (vgl. Heintze 2018, S. 4/5).

Doch wie können wir dies ändern? Wie können wir Kinder in ihren Gefühlen stärken? Wie können wir präventiv vorgehen um unsere Kinder zu schützen? Schützen vor Mobbing, schützen vor Fremden, die es nicht gut mit ihnen meinen? Was gilt es auch zu beachten im Umgang mit Fremden Menschen?

Fast täglich beobachte ich auf den Spielplatz oder auf der Straße... folgende oder ähnliche Situationen: Ein Kind fährt zum Beispiel Laufrad, das Lenkrad fängt an zu schlackern und das Kind fällt mit dem Laufrad um. Die Reaktionen der Eltern sind oft die gleichen: „Komm steh auf, das war doch nicht so schlimm“, „Das passiert“, „Ist doch nichts passiert“... Doch, es war schlimm und doch, es ist etwas passiert. Das Kind hat zum ersten seine Kontrolle über sein Laufrad verloren, es wurde sehr verunsichert durch das schlackern des Lenkrades und ist dann gestürzt. Und auch ja, sowas tut weh, auch wenn das Kind keine offenen Wunden davongetragen hat. Solche Situationen werden oft banalisiert. Fast täglich auf der ganzen Welt gehen Eltern Sätze wie: „So schlimm ist es doch nicht“, „Sei nicht so albern“, „Davon geht die Welt nicht unter“ über den Lippen. Und ihnen allen ist gemeinsam, dass sie nicht im Geringsten hilfreich sind. Kaum ein Kind hört mit dem Weinen auf, weil seine Eltern behaupten: „Das war doch gar nicht so schlimm.“ Im Gegenteil, die Strategie des Negierens ist sogar eher schädlich, weil sie dem Kind suggeriert, mit seinem Gefühl stimme etwas nicht. Es fühlt einen bestimmten Schmerz im Inneren, doch der ihm liebende Erwachsene behauptet steif und fest, da sei nichts. Somit bringen Erwachsene die Kinder dazu, ihren Gefühlen und den dazugehörigen Impulsen nicht mehr zu vertrauen. Das mag für die Umwelt angenehmer sein, weil das Kind dann vielleicht in ähnlichen Situationen nicht mehr weint, sondern sich „zusammenreißt“, aber es zerstört nachhaltig die authentische Verbindung des Kindes mit seinem fühlenden Selbst. Statt seine Emotionen vollständig zu kennen und beherrschen zu lernen, lernt das Kind, diese zu unterdrücken und mithilfe seines Kopfes zu kontrollieren. Doch wer seine Gefühle „unter Kontrolle“ hat, kann selbige in besonders emotional aufgeheizten Momenten leicht verlieren. Werden dagegen alle Gefühle im Kindesalter zugelassen und durchlebt, können sie auch erfolgreich integriert werden (Graf/Seide 2017, S. 83/84). Achtsame Eltern können das verkümmern der Intuition vermeiden, indem sie das Gefühlsleben der Kinder stärken durch agieren, zuhören und trösten. Zudem können sie Vorbilder sein. Denn durch den emotionalen Einklang mit seinem Kind, wissen Eltern genau, wann es an der Zeit ist, sein Kind still in den Arm zu nehmen, Trost zu spenden, ohne es zu verhören oder Predigten zu halten. Daher ist es wünschenswert, wenn jedes Bauchgefühl bei der Kindererziehung Beachtung findet, denn sie spüren in der Regel unwillkürlich, was ihrem Kind guttut (vgl. Heintze 2018, S. 5).