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Das Kommunikationsprojekt bildet den dramaturgischen Höhepunkt des Bachelorstudiums. Hier erarbeitest Du ab Beginn des 5. Semesters bis in das 6. Semester hinein gemeinsam mit 3-5 weiteren Studierenden als Gruppe eine kommunikative Fragestellung. Auftraggeber*innen sind häufig Unternehmen aus der freien Wirtschaft, aber auch politische Initiativen und NGOs. Du kannst aber mit Deiner Gruppe auch ohne externe Auftraggeber*in an einer kommunikativen Fragestellung arbeiten, so lange ihr selbstbewusst genug seid, im Alleingang ein den Anforderungen der Prüfungsleistung genügendes Projekt entwickeln zu können. In jedem Fall aber soll die Aufgabe komplex genug sein, um auf den im Verlauf des Studiums erworbenen Kompetenzen aufzubauen.

Noch vor dem eigentlichen Beginn des Projekts stehen die beiden richtungsweisendsten Entscheidungen an: Mit welchen Kommiliton*innen Du in das Projekt startest und welchem Auftraggeber bzw. Thema ihr euch in den folgenden Monaten widmen wollt. Die richtige Reihenfolge für die beiden Entscheidungen zu finden, ist schon eine Kunst für sich: Denn als ideales Team, das sich gefunden hat, möchte man möglichst auf einen Nenner bei der Wahl des Auftraggebers bzw. der Auftraggeberin und des Themas kommen, während man womöglich nicht unbedingt sein Traumteam vorfindet, wenn man zuerst alle an einem konkreten Projekt Interessierten versammelt.

Beide Entscheidungen haben zudem ein Für und Wider. Überlege reiflich, ob Deine besten Kumpels auch Deine besten Teammitglieder wären. Bedenke zudem, ob es besser ist, eine potenziell schlagkräftigere Sechsergruppe auf die Beine zu stellen oder eine Vierergruppe, die es schneller schafft, Termine zu finden und Entscheidungen zu treffen. Diversität in puncto Geschlecht und Skillset sind auch selten abträglich.

Die derzeit deutlich praxisnähere Herangehensweise ist jene, erst ein Team zu finden und dann ein Thema. Bevor ihr konkrete Themen auf den Tisch bringt, tauscht euch ganz offen darüber aus, welche Wünsche ihr an das Projekt ganz allgemein habt. Denn es gibt viele legitime Motivationen: Überlege Dir vorher, ob Du möglichst frei arbeiten willst und Dich “selbst verwirklichen” magst, was ohne Auftraggeber*in am besten gelingen könnte.

Vielleicht möchtest Du aber auch besonders von der Praxisnähe der Auftragskommunikation und dadurch von Auftraggeber*innen mit einem festen Briefing profitieren, oder sogar für einen renommierten Weltkonzern arbeiten. Aus der Erfahrung heraus werden solche Projekte allerdings leider nur selten in die Realität umgesetzt.

Ein halbes Jahr an einem so großen Projekt zusammen zu arbeiten, kann sehr viel Spaß machen, aber erfordert auch Disziplin und innere Teambildung. Eine dem Business Canvas entlehnte Methode ist der Team Canvas. Das Ausfüllen hilft dabei, die Bedürfnisse, Erwartungen, Stärken usw. Einzelner abzugleichen und dadurch frühzeitig zu erkennen, wo ihr voll durchstarten könnt und wo hier und da vielleicht Rücksicht geboten ist.

theteamcanvas.com

Im Laufe des fünften Semesters ist es dann soweit und ihr müsst Farbe bekennen: Ihr meldet euch verbindlich als Gruppe mit Thema und/oder Auftraggeber*in zur Prüfung an. Es ist nach diesem Zeitpunkt nicht mehr ohne Weiteres möglich, Veränderungen vorzunehmen. Du solltest Dir also folglich rechtzeitig sicher sein, ob Du mit dieser Gruppe ernst machen willst. Es gab in den vergangenen Jahren stets Gruppen, die sich im Laufe der Projektzeit auseinanderdividiert haben, es gibt in diesem Fall keine Garantie für ein Bestehen des Projekts als Prüfungsleistung.

Nach der Anmeldung beginnt die offizielle Projektlaufzeit, in der ihr kaum noch Seminare habt und fortan vor allem auf eure Selbstorganisation angewiesen seid. Damit ihr möglichst wenig mit eurer Selbstorganisation und möglichst viel mit den Projektinhalten beschäftigt seid, empfiehlt es sich, euch möglichst früh im Prozess, also noch bevor die ersten Dinge schief gegangen sind, eigene Regeln zu geben. Ableiten könnt ihr diese im Idealfall auch schon aus dem Team Canvas oben. Als Vorlage für euer “Manifest” könnte euch der Entwurf einer Projektgruppe von vor ein paar Jahren (bit.ly/kpmanifest) dienen.

Ob ihr einen Auftraggeberin habt, oder nicht: In der Regel braucht ihr zumindest ein kleines Budget für Druck- und sonstige Materialkosten. Stellt ihr das Budget selbst (nicht ungewöhnlich), so solltet ihr auch über die meist unterschiedliche finanzielle Leistungsfähigkeit der Gruppenmitglieder und eure Anforderungen sprechen. Ein Büro zu mieten kann zwar praktisch sein, aber leisten kann es sich nicht jede*r.

Tauscht euch wirklich frühzeitig darüber aus, wie ihr miteinander arbeiten möchtet, diese Gespräche werden sehr viel komplizierter, wenn sie erst nach der ersten großen Meinungsverschiedenheit erfolgen. Du liest hier recht ausführlich über Konflikte, das ist kein Zufall: Das Kommunikationsprojekt ist großartig, eine Institution, auf die der Studiengang zu Recht sehr stolz sein kann – doch gerade dieser Umstand führt auch dazu, dass die Projektmacher*innen in der Regel alle sehr motiviert und involviert sind und dabei manchmal zwar mit voller Kraft, aber nicht ganz in die gleiche Richtung steuern.

Jede Projektgruppe bekommt eine Prüfer*innengruppe zugeteilt, in der jeder der vier Fachbereiche vertreten ist. In den vergangenen Jahren erfolgte die Zuteilung bereits zu Beginn der offiziellen Projektlaufzeit, ggf. ändert sich diese Regelung aber nach Drucklegung dieses Handbuchs noch und wird euch dann entsprechend kommuniziert. Diese Prüferinnen betreuen euch bei allgemeinen und insbesondere fachlichen Fragen. Ihr solltet euch dazu ermuntert fühlen, in der Projektlaufzeit mehrere Termine pro Prüferin zu vereinbaren, denn nur so können sie hinterher qualifiziert einschätzen, wie der Projektprozess abgelaufen ist und nicht nur das letztendliche Ergebnis bei der Bewertung berücksichtigen.

Das letztendliche Ergebnis besteht in erster Linie aus dem Projektbericht. Dieser ist eine gebundene Dokumentation eures Projekts über alle relevanten Schritte hinweg. Wie ein roter Faden sollte sich der klassische Dreiklang aus Forschung, Strategie und Kreation durch diesen Bericht ziehen, ihr solltet eure Fragestellungen, Forschungsdesigns und -ergebnisse sowie Überlegungen gut dokumentieren und eure Entscheidungen nachvollziehbar begründen können. Ein fancy Layout ist hilfreich, sollte aber dem Inhalt und der Übersicht hinten angestellt werden. Überbordende Selbstvorstellungen, Projekttagebücher mit Fotos vom Mittagessen sind schon häufig vorgekommen, haben bei den Prüferinnen unserer Erkenntnis nach aber eher für Irritation gesorgt. Dokumentiert den Projektfortschritt während des Projekts, habt im Idealfall sogar bei Entscheidungssitzungen jemanden, der oder die Protokoll führt. So könnt ihr später leichter nachvollziehen und die Erstellung des Projektberichts geht weit leichter von der Hand, wenn die Eindrücke noch frisch sind. Plant auch eine Korrekturschleife und mindestens eine Woche für den Druck ein. Falls ihr euch als Inspiration Projektbücher von euren Vorgängern ansehen wollt, findet ihr alle Projektdokumentationen im vierten Stock der Volkswagen Bibliothek. Die Dokumentation händigt ihr anschließend etwa ein bis zwei Wochen vor der Prüfung (eine genaue Deadline wird früh genug kommuniziert) euren Prüferinnen aus.

Jedes Projekt ist einzigartig, deshalb gibt es auch keinen fest zementierten Ablauf. Dennoch lohnt es sich, als Team eigene Meilensteine zu setzen. Manche Prüfer*innen haben auch ein Interesse daran, über eure Zeitplanung auf dem Laufenden gehalten zu werden. Allgemein könnte man empfehlen, im ersten Viertel des Projekts die grundlegende Recherche und Forschung abzuschließen, im zweiten sowie dritten Viertel die strategische Konzeption in Kombination mit der Umsetzung zu realisieren und parallel am Projektbuch zu arbeiten. Das letzte Viertel sollte der Fertigstellung und dem Druck des Projektberichtes sowie der Vorbereitung auf Präsentation und Prüfung vorbehalten sein. Zudem solltet ihr Zeit für diverse Nacharbeiten und einen generellen Puffer einplanen.

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Das Projekt findet seinen Höhepunkt in der Projektpräsentation vor zahlreichen Gästen und einer Jury mitsamt Preisverleihung während der Projektwoche – und durch die Prüfung seinen Abschluss am Nachmittag des Präsentationstermins. Die Präsentation ist geöffnet für Externe, seid also darauf eingestellt, vielen unbekannten Gesichtern entgegenzublicken. Wer einen Auftraggeberin hat, oder die eigenen Eltern stolz machen möchte, kann und soll die betreffenden Personen hierzu gerne einladen. Jede Projektgruppe hat 30 Minuten Zeit für die Präsentation, gefolgt von einer ebenso langen Pause, bis die nächste Gruppe an der Reihe ist. Für den Auf- und Abbau etwaiger Requisiten bleibt also genug Zeit.

Bitte beachte, dass die Präsentation nicht als Ergänzung des Projektbuchs zu sehen ist: Die meisten im Publikum haben euer Projektbuch nicht gelesen sollten dennoch verstehen, was ihr die Zeit über geleistet habt. Begreift die Präsentation also am besten als eine Art Bühnenfassung des Projektbuchs. Dabei müsst ihr aufgrund der Zeit gut überlegen, was sich inhaltlich, methodisch und medial dafür eignet, das Publikum sowohl zu informieren als auch zu unterhalten. Auch eure Prüfer*innen sitzen im Publikum und die Präsentation ist der letzte Eindruck, den sie von euch haben, bevor ihr ihnen am Nachmittag in der Prüfung gegenübersitzt.